Die Garnison Jüterbog

 

Jüterbog war über anderthalb Jahrhunderte eine der größten, zeitweise die größte Garnisonstadt Deutschlands. Alles begann Mitte des 19. Jahr-hunderts mit der Errichtung eines königlich preußischen Artillerieschießplatzes. Dann kamen die Schießschulen der Feld- und der Fußartillerie nach Jüterbog und mit Jüterbog II entstand ein neuer, rein militärischer Stadtteil. Die Artillerieschießschulen förderten die Militärluftfahrt mit Ballons, Luftschiffen und Flugzeugen. Es entstanden eine Luftschifferschule, ein Zentralluftschiffhafen und ein Flugplatz mit Beobachterschule. Die Königliche Militäreisenbahn führte von Berlin nach Jüterbog. Nach dem Ersten Weltkrieg fand der Garnisonbetrieb bei der Reichswehr mit der Feuerwerker- und Heeresnachrichten-schule unter dem Dach der Artillerieschule in beschränktem Maße seine Fortsetzung, um dann unter der Wehrmacht abermals zu beachtlicher Größe anzuwachsen. Für die Erweiterung des Truppenübungsplatzes mussten drei Dörfer weichen, denn zum Alten und Neuen Lager kam in Forst Zinna ein drittes Truppenlager hinzu. Die Artillerieschule wurde zur Geburtsstätte neuer Waffengattungen wie der Sturmartillerie. Das Heereszeugamt und das Munitionsdepot wurden um eine Produktionsstätte (Füllanlage) erweitert. Die Luftwaffe besaß in Jüterbog und Altes Lager zwei Flugplätze, eine Fliegertechnische Schule, ein Luftpark/Luftzeugamt und einen Luftbodenschießplatz. Verschiedenste Einheiten und Verbände wurden in Jüterbog aufgestellt, neu formiert oder nach Kampfeinsätzen in der Garnison wieder aufgefrischt.

 

Mit Besetzung durch die Rote Armee wurde Jüterbog von 1945 bis 1994 die wichtigste Militärbasis der UdSSR/GUS in Deutschland. Man schätzt deren Stärke auf etwa 40.000 Mann – bei gleichzeitig rund 15.000 Jüterboger Einwohnern ! Weil die alte deutsche militärische Infrastruktur nicht mehr reichte, kamen ein weiterer Truppenübungsplatz, diverse Kasernen, Wohnhäuser, Garagen, Tanklager und Führungs-bunker  hinzu.

Mit dem Abzug der letzten russischen Truppen der Westgruppe (WGT) und der Entscheidung der Bundeswehr, weder Truppenlager, noch Übungs- und Flugplätze im Raum Jüterbog für ihre Zwecke zu nutzen, fand diese Geschichte ein Ende.

 

Im Rahmen von Konversionsmaßnahmen werden seitdem Kasernen abgerissen, Truppenübungsplätze zu Naturschutzgebieten umgewandelt und die beweglichen Hinterlassenschaften des Militärs verschrottet.

Von dem Gedanken getragen, dass das alles nicht dem Vergessen anheim fallen darf, wurde in Jüterbog der Verein Garnisongeschichte Jüterbog „St. Barbara“ gegründet, zu dessen Namenspatronin "Die Heilige Barbara" gewählt wurde.

Als Schutzheilige der Artillerie und Feuerwerker ist ihr Tag, der 4. Dezember, stets einer der wichtigsten Feiertage des Vereins.

 

Der Garnisongeschichtsverein Jüterbog „St. Barbara“ e.V. hat gemäß seiner Satzung folgende Ziele und Aufgaben:

 

    Die Erforschung, Beschreibung und Dokumentation der Geschichte der Garnison, der Rüstung

     und der Konversion im Raum Jüterbog.

    Die Sammlung und Ausstellung von in Jüterbog angewandter Militärtechnik, Bewaffnung,

     Fortifikation und Ausrüstung.

    Die praktische und lebendige Darstellung des Soldatenalltags, insbesondere der Lebensweise

     und Mentalitäten der hier gestandenen Soldaten sowie der Beziehung zu ihrer Garnison.

Der Verein erwarb zwei Grundstücke auf dem ehemaligen Flugplatz Altes Lager, die Bogendeckung BAER und die Barbara-Halle. Mit der Idee eines „dynamischen Museums“ werden nicht nur historische Militärfahrzeuge funktionstüchtig gehalten und der Öffentlichkeit vorgeführt. Ständig wechselnde Ausstellungen zur Garnisongeschichte unterstreichen die Arbeit des Vereins für Interessierte.

Der Verein hat gegenwärtig 32 Mitglieder sowie 39 Freunde und Förderer.