Zur Überbrückung der unfreiwilligen CORONA-Auszeit geben wir hier an dieser Stelle jedem Optimisten die Möglichkeit über seine Aktivitäten im Bereich der militärhistorischen Aufarbeitung einen/seinen Kurzbericht darzustellen.
Wer dazu Interesse hat, sende uns bitte seine Texte (*word) und Bilder (*jpg bzw. *pdf).
Nutzt dazu folgende Kontakte:
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Mobil: 0171 / 23 20 880
Euer Fernschreiber
P.S.: Wir kriegen das schon gemeinsam hin !
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Sonnabend - 11.04.2020
Heute vor einer Woche wollten wir dem interessierten Publikum 2 Objektführungen anbieten.
Leider fielen diese bekannterweise aus. Als kleine Entschädigung bieten wir Euch ein paar Fotos
vom Lazarett / Neues Lager an.
Es war einmal:
Haupteingang zum Lazarettgrundstück (ca. 1936)
Springbrunnen mit Denkmal "Pferd und Recke" in der Parkanlage vor dem Lazaretthaupteingang (ca. 1936)
Diese Aufnahme entstand ca. 60 Jahre später (ca. 1994)
Ebenfalls aus der Zeit um 1985 stammt dieses Foto
Das übliche Postkartenmotiv um 1938 - man beachte die Sonnenschutzanlagen für die Außenliegeflächen
Der offene Westturm vom Hauptgebäude um 1938 - dieser wurde in den Folgejahren bauseitig verschlossen
Zur Orientierung ein kleiner Übersichtsplan:
So sieht es (leider) heute aus:
Haupteingang Zaunanlage (zwischenzeitlich noch mehr verwüstet)
Der 1.Barackenteil (ca. 1893) (LP 1-3) Der dazugehörige 2.Barackenteil mit dem "Feuerlöschteich" (LP 4+6)
Ursprünglich die Verwaltung mit dem Zahnarztbereich (LP 5) Wohnhaus (?) errichtet nach dem 1.WK (LP 13)
Schuppen/Garage aufgebaut nach dem 1. WK (LP 15) Leichenhalle ebenfalls erst nach dem 1.WK entstanden (PL 16)
Wohnhaus/Chefarzt ca. 1936 (PL 17) Blockhaus/Freizeiteinrichtung für den russ. Chefarzt ca. 1970 (PL 24)
Patientenunterkunft für russ. Privilegierte ca.1970...75 (PL 21) Wohnunterkunft für das russ. Personal ca.1970...75 (PL 22)
"Pest"-Baracke für russ. Soldaten aus dem Afganistankrieg (PL 20) Wäscherei ca. 1935/36 (PL 9)
Russ. Tankstelle/Feuerwehrstützpunkt (PL 27) Russ. Garagenpark (PL 28)
Küche / Heizung / Luftschutzräume ca. 1935/36 (PL 8) Russ. Frauenklinik (Entbindungsstation) (PL 29)
Diese Wandskulptur befand sich am Eingang der Frauenklinik Ostseiteneingang zum Lazarett ca. 1935/36 (PL 7)
W.I.Lenin beobachtet heute immer noch das Geschehen Nicht nur dieses Gebäude ist vom Verfall gezeichnet
Haupteingangsbereich OP-Bereich 1
Desinfektionsanlage (zwischenzeitlich wurde die Tür entwendet) Diese Arbeitsschuhe gehören sicher nicht in diesen Bereich
Hauptschalttafel für die Stromversorgung im OP-Bereich OP-Bereich 2 - auch hier mit Spuren des Vandalismus
Zugang zur ehemaligen Röntgenstation Viele Fenster und Wände wurden durch russ. Künstler gestaltet
Ostseite vom Gebäude mit der ehemaligen Außenliegefläche Der noch in den 30-zigern Jahren umgestaltete Westturm
Der heutige Blick auf das Lazarettgebäude (s. Postkartenmotive) Die völlig verwilderte Parkanlage mit dem Teich ohne Standbild
Ein zeitlicher Abriss:
Zum Ende des 18.Jahrhunderts wurde in Jüterbog die erste Garnison errichtet. Das notwendige Krankenrevier für den militärischen Teil lag damals noch im Stadtgebiet von Jüterbog. Erst mit der Neuansiedlung von weiteren militärischen Einheiten im Raum des Gutsbezirkes Schießplatz Jüterbog machte sich die Militärführung Gedanken für einen Lazarettneubau in nächster Nähe. Ende des 19.Jahrhunderts wurde von der Gemeinde Dennewitz hierfür das entsprechende Grundstück erworben. Ab 1893 entstanden in kurzer Zeit für die Behandlung von ca. 40 Militärangehörigen 3 Krankenbaracken und ein Verwaltungsgebäude nebst einigen kleineren Nebengebäuden in roter Ziegelbauweise. Die Bauten waren optisch gut gestaltet. Während des
1.Weltkrieges stieß die Einrichtung bereits an ihre Kapazitätsgrenze. Die Behandlung von Kriegsverletzten setzte das Personal vor neue Herausforderungen.
1930 - 1936 erfolgte eine enorme bautechnische Erweiterung des Objektes. Es entstanden das neue u-förmige Lazarettgebäude in Nord-Süd-Ausrichtung, eine Wäscherei, ein Küchengebäude mit integriertem Heizhaus und die am Rande des Objektes liegende Chefarztvilla.
Das Lazarett verfügte nun über 400 Betten zur Versorgung von Berufssoldaten und deren Familienangehörigen.
Modernste Fachabteilungen konnten hier entwickelt und beispielgebend verwirklicht werden. Auch das Umfeld wurde gärtnerisch parkähnlich gestaltet. Das Zentrum bildete die Brunnenanlage mit der Steinplastik "Pferd und Reiter".
Kurz nach dem Beginn des 2. Weltkrieges reichten die Kapazitäten nicht mehr aus. Zum Ende des Krieges waren an diesem Standort und unter Hinzunahme weiterer Objekte ca. 4000 Geschädigte vor Ort. Das Kriegsende selbst bescherte allen Beteiligten einen unbeschreiblichen Leidensweg.
Kurz nach dem Krieg übernahmen sowjetische/russische Truppen das Objekt und nutzten dies selbst als Lazarett bis zum ihrem Truppenabzug 1992. Bis dato entstanden mehrere neue Zweckbauten.
Heute ist die wunderschön gelegene Einrichtung dem Verfall und dem unkontrollierbaren Vandalismus preisgegeben. Ein Objekt - wie viele ähnlicher Art - in der Hoffnung auf Neunutzung.
Euer Fernschreiber
Epilog/persönliche Anmerkung:
Die meisten der illegalen Besucher, die randalierend ihren Vandalismus austoben, werden auf "ihrer" Suche nie die geschichtlich relevanten Persönlichkeitsgrößen in diesen Räumlichkeiten antreffen. Es ist auch obszön, wenn solche geschichtsträchtigen Flächen für illegale Feten oder für angeblich künstlerische Fotoaufnahmen zum kommerziellen Zweck durchgeführt werden. Ich wünsche jedenfalls diesen Menschengruppen, dass sie die Baufälligkeit der Gebäude bei ihrem Tatendrang am eigenen Körper verspüren.